Natur-Badeteich in Arnstorf
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Ralph Eid . Landschaftsarchitekt . Gerbersdorf 25 . 84381 Johanniskirchen . Tel 08564/91004

Natur-Badeteiche

Aus der Kombination von Naturteich und Swimming-Pool ist dann vor etlichen Jahren der Badeteich hervorgegangen. Man nutzt hier ganz bewußt die biologische Selbstreinigungskraft von natürlichen Systemen, um ohne Chemikalien hygienisch einwandfreies Wasser zu erhalten. In erster Linie waren es Privatpersonen, die im Rahmen einer Gartenanlage auch an einen Schwimmteich dachten. Wer schon einmal erlebt hat, wie weich Wasser in einem Schwimmteich sein kann, wie der Blick aus der Froschperspektive den eigenen Standpunkt verändert, dem wird die Entscheidung für oder gegen einen Badeteich leicht fallen. Wie bei so vielen anderen Situationen ist es müßig, über diese Vorzüge zu reden oder zu schreiben, weil diese Art der Information nie die eigene Erfahrung und das eigene Erlebnis ersetzen kann.

Mitlerweile sind auch kommunale Anlagen entstanden, die sich bewährt haben. Viele Gründe sprechen für Badeteiche, statt für konventionelle Schwimmbäder: Neben dem höheren Erlebniswert sind es v.a. die i.d.R. geringeren Bau- und Wartungskosten, die hier zu Buche schlagen. Gerade bei der Sanierung von in die Jahre gekommenen Schwimmbädern hat man gute Erfahrungen gemacht. Um den Planern, als auch den Betreibern die bislang fehlende Rechtssicherheit zu gewähren, sind von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) allgemeine Regeln erarbeitet worden, die im Herbst letzten Jahres veröffentlicht wurden. Darin enthalten sind auch die Empfehlungen des Umweltbundesamtes für Badeteiche. Die FLL-Regelwerke gelten als anerkannte Regeln der Technik und müssen bei VOB-Verträgen beachtet werden. Zwei sehr interessante Erfahrungsberichte aus Sicht der Kommunen, bzw. der Planer, sind in dem Tagungsband der FLL über Schwimm- und Badeteiche vom Oktober 2003 nachzulesen.

Bei den Vorzügen der Naturbadeteiche wird immer wieder der Kostenfaktor hervorgehoben: Naturbadeteiche sind i. d. R. sowohl bei den Herstellungs-, als auch den Unterhaltungskosten, günstiger als technische Anlagen mit chemischer Wasseraufbereitung. Diese Betonung der finanziellen Seite erscheint mir sehr fragwürdig. Allzu leicht assoziiert man damit eine Vorstellung, die für unsere Geld-orientierte Zeit charakteristisch ist: "Teuer ist gut, billig ist minderwertig:" Diese Vorstellung mag zutreffen, wenn man Dinge vergleicht, die in einer Entwicklungsrichtung liegen: Ein Haus mit aktuellen Wohnstandards ist zweifellos mehr wert als eine Blechbaracke. Bei der Schwimmbadthematik werden aber zwei vom Ansatz her völlig unterschiedliche Systeme miteinander verglichen. In diesem Falle kann man den Wert, den sie für die Benutzer oder die Betreiber haben, nicht durch den finanziellen Aufwand beschreiben. Das billigere System kann hier durchaus das wertvollere sein, das teure demgegenüber das minderwertigere.

Mit dem technischen System wird sofort ein akkurates Erscheinungsbild, Sauberkeit, Perfektion – Sterilität verbunden. Dort hat man alles im Griff. Wenn eine Schraube locker ist, braucht man sie nur wieder festdrehen – jedes Problem läßt sich exakt lokalisieren und beheben. Die natürlichen Systeme dagegen, bzw. die auf natürlichen Vorbildern beruhenden Systeme, lassen sich nicht in der gleichen Weise betrachten. Wenn eine Pflanze an einer Stelle nicht richtig gedeihen will, kann man eben nicht in jedem Fall analog der technischen Denkweise die Ursachen dafür suchen und beseitigen. Die Pflanze ist gebunden an den Boden und die Atmosphäre, worauf man nur bedingt Einfluß hat. Es ist nicht möglich, den Boden, bzw. die Atmosphäre nur für diese einzige Pflanze zu verändern, rsp. zu verbessern. In natürlichen Systemen ist alles viel enger miteinander verknüpft als in technischen Systemen, die isoliert von der Umwelt arbeiten. Man denke nur an die mittlerweile wohl überwundenen Schwefelemissionen von Kraftwerken in die Atmosphäre: Der saure Regen läßt Böden versauern und Bäume sterben; beide Wirkungen haben Einfluß auf die Grundwasserneubildung, da die Aufnahmefähigkeit des Bodens für Niederschläge sowohl vom Bewuchs, als auch von der Bodenstruktur abhängt. Die Folge ist ein verstärkter Oberflächenabfluss des Regenwassers verbunden mit der Gefahr von Überschwemmungen, sowie Trinkwasserknappheit aus Grundwasserreserven, was wiederum einen erhöhten technischen Aufwand für die Trinkwassergewinnung zur Folge hat. (Selbstverständlich ist der Einfluß der Schwefelemission auf die Grundwasserreserven geringer als der durch großflächige Versiegelung durch Verkehrsflächen und Bebauung, dafür aber schleichender und irreversibel.)

Technische Systeme können von der Umwelt isoliert werden. Das bedingt die große Gefahr, daß man die Zusammenhänge der eigenen Handlungsweise mit den Auswirkungen auf andere ignorieren kann. Um beim Beispiel vom sauren Regen zu bleiben: Wenn ich mich nur auf die Verfügbarkeit meines Trinkwassers konzentriere, dann kann mich die ganze Problematik der Schwefelemission kalt lassen, solange ich technische Mittel finde, mein Trinkwasser zu sichern. Die Stadt Stuttgart z.B. bezieht einen Großteil ihres Trinkwassers über Pipelines aus dem Bodensee. Hier wird also höchstens darauf geachtet, daß andere, z.B. die Anrainer des Bodensees oder des Einzugsgebietes, ihrer Verantwortung gerecht werden. Für das eigene Tun und Handeln ist man, zumindest in diesem speziellen Fall, aus dem Schneider. In München dagegen, das einen Teil des Trinkwassers aus dem Mangfalltal bezieht, hat man sich dazu entschlossen, durch naturgemäße Waldwirtschaft in diesem Gebiet die Qualität des Trinkwassers auch langfristig zu sichern. Die beiden Beispiele beziehen sich natürlich nur auf die Trinkwasserproblematik und sagen nichts über die allgemeine Denk- und Wirtschaftsweise der beiden Städte aus.

Ohne in diesem Rahmen näher darauf eingehen zu können, wage ich zu behaupten, daß eine Denk- und Handlungsweise, die sich der komplexen Beziehungen in natürlichen Systemen bewußt ist, und versucht, sich an diesen Systemen zu orientieren, die persönliche Verantwortung fördert, weil sie sich über die möglichen Auswirkungen auch kleiner Ursachen auf das gesamte System bewußt ist. Diese Gedankengänge sind immer wieder in den "Grünen Impressionen" angesprochen worden.

Auch die Verfechter der Technik haben ein großes Manko ihres Systems erkannt: Sauberes Wasser in einer sterilen Atmosphäre genügt den Anforderungen der Zeit immer weniger. - Je mehr in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten die Natur als vermeintlich fehlerbehaftetes und unfertiges Gebilde ignoriert wurde, weil sich die Technik über diese "unvollkommenen" Systeme erhaben dünkte, umso mehr wächst heute bei den einzelnen Menschen das Bedürfnis nach eben dieser verlorengegangenen Natur. Mit aus diesem Grunde versucht man in modernen Erlebnisbädern durch Umkleidung mit einem natürlichen Ambiente einen Ausgleich. Doch schon die Bezeichnung "Ausgleich" ist eine unzulässige Beschönigung der tatsächlichen Situation. In Wirklichkeit behält die Technik nach wie vor das uneingeschränkte Regiment, die Rolle der Natur ist lediglich die der grünen Kosmetik. Vielleicht liegt darin der wichtigste Unterschied zwischen technischen und natürlichen Systemen: In der konventionellen Anlage ist die Technik streng von der Einbindung in die Umgebung, die durchaus natürlich wirken soll, getrennt. Es findet eben kein Ausgleich statt, sondern lediglich ein Nebeneinander von zwei verschiedenen Ideologien, die sich aber nicht gegenseitig beeinflussen oder gar fördern. Beim Naturbadeteich dagegen ergänzen sich Technik und "Natur" auf ideale Weise. Auch hier funktioniert ohne Technik nichts. Das Wasser muß umgewälzt werden, damit die biologische Reinigung optimal ablaufen kann. Fremdstoffe wie Blütenstaub, Blätter, usw. müssen herausgefiltert oder abgesaugt werden; der gesamte Wasserkörper sollte möglichst gleichmäßig durchströmt werden, damit nirgends ein Sauerstoffdefizit entsteht. Hier führt der Einsatz der Technik zu einer Leistungssteigerung der natürlichen Reinigungskräfte; statt bloßem Nebeneinander findet hier eine Synthese statt.

Als gelungenes Beispiel einer solchen Anlage, allerdings im kleinen Stil von einem privaten Auftraggeber, sei hier noch einmal die Anlage in Wadgassen gezeigt, die in der ersten Ausgabe der "Grünen Impressionen" bereits ausführlich beschrieben worden ist. Nachzulesen unter Ökologie und Ästhetik oder CUR-Systemtechnik.

Für weitere Informationen sei die erwähnte Veröffentlichung der FLL, zu beziehen unter www.fll.de, oder die Informationen der Deutschen Gesellschaft für naturnahe Badegewässer e.V., unter www.dgfnb.de, bzw. die Ausführungen zum Thema Schwimmteiche auf diesen Seiten unter Gartengestaltung/Schwimmteiche und Pools empfohlen.

Quellen:

 

best private
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Grün und Erholung

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